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Gewässerauenprogramme

Bei den vielfältigen Anforderungen an unsere Gewässer standen sehr lange Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Die Belange der Natur blieben dabei häufig auf der Strecke. So wurden Flüsse und Bäche begradigt, betoniert oder verrohrt; ihre vornehmliche Aufgabe bestand darin, Regen- und Abwasser möglichst schnell und kostengünstig abzuleiten. Mit dem fortlaufenden Strukturwandel in der Landwirtschaft wuchs darüber hinaus der Druck auf die inneren Auenbereiche, die - traditionell als Grünland genutzt - einer intensiven ackerbaulichen Bewirtschaftung unterzogen wurden. Durch den Einbau von Stauanlagen machte man sich zusätzlich die Wasserkraft der Fließgewässer zunutze. Die oben genannten Maßnahmen und Entwicklungen, die insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert das Bild natürlicher Flusslandschaften grundlegend verändert haben, bewirkten, dass das Fließgleichgewicht zwischen Abtragungs- und Akkumulationsräumen, das im Mittellauf der Flüsse in der Regel durch eine ausgeprägte Mäanderbildung zum Ausdruck kommt, heute empfindlich gestört ist.

Mittlerweile hat die Bedeutung der Gewässer wieder einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft eingenommen. Heute gilt es ihren ökologischen Wert zu bewahren, zu steigern oder wiederherzustellen. Die Bäche und Flüsse der Natur zurückzugeben, die Lebens- und Erlebnisqualität für den Menschen zu verbessern und gleichzeitig die Hochwassergefahr in den Siedlungen zu minimieren, ist eine bedeutende Zukunftsaufgabe, der sich die Stadt Steinheim immer wieder stellt.

Durch zahlreiche Initialmaßnahmen, die im Rahmen des nordrhein-westfalenweit ersten Gewässerauenprogrammes an der Emmer durchgeführt worden sind, ist man diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen. Auf den ehemals intensiv genutzten Ackerflächen besteht heute wieder Grünland; die Wiesen und Weiden werden extensiv bewirtschaftet (Weidewirtschaft). Auffallend sind die Bereiche, die der natürlichen Entwicklung überlassen werden und die die Emmer saumartig begleiten. Ähnliche, die Gewässerstrukturgüte verbessernde Maßnahmen, die letztlich der Aufwertung des Lebensraumes „Fließgewässer“ dienen, können auch auf öffentlichen Flächen entlang des Heubachs und seiner Nebengewässer beobachtet werden. Den im Vorfeld erforderlichen Flächenerwerb hat das ehemalige Amt für Agrarordnung in Warburg, heute Bezirksregierung Detmold, innerhalb eines sogenannten Beschleunigten Zusammenlegungsverfahrens (Flurbereinigungsverfahren) durchgeführt. Der Erwerb der Auenflächen erfolgte dabei in aller Regel nach dem Prinzip des freiwilligen Grundstückstausches; d. h. Landwirte, die naturschutzfachlich interessante Flächen innerhalb der Aue zur Verfügung stellen konnten, sind durch gleich- oder ackerbaulich höherwertige Nutzflächen außerhalb der Auenbereiche entschädigt worden.

Der Zustand der Emmer, die von ihrer Quelle in Erpentrup-Langeland (Eggegebirge) bis zu ihrer Mündung in die Weser einen Höhenunterschied von rund 360 Meter überwindet (Gesamtlauflänge ca. 60 km), wird schon heute in Teilen als naturnah eingestuft. Dies kommt u.a. in der Ausweisung als FFH-Gebiet zum Ausdruck; hier wird dem Bereich Emmeroberlauf und Beberbach im europaweiten Biotopverbundsystem Natura 2000 überregionale Bedeutung beigemessen. Weitere Anerkennung findet das Gebiet auch im Rahmen der Naturschutzgebietsausweisung, die zusätzliche Gewässerabschnitte innerhalb sowie nördlich des Steinheimer Stadtgebietes erfasst.

FFH-Kriterien der Schutzwürdigkeit:

  • naturnaher Zustand
  • Fließgewässer mit Unterwasservegetation
  • feuchte Hochstaudenfluren
  • Kalktuffquellen
  • Vorkommen von Groppe (Cottus gobio), Gemeiner Flussmuschel, Bachneunauge (Lampetra planeri) und Eisvogel (Alcedo atthis)