Der heilige Rochus
Pilgerkleid, Pilgerstab und Kürbisflasche weisen den Heiligen als einen Patron des Unterwegsseins, der Straße aus.
Und in der Tat ist der heilige Rochus eine geraume Zeit seines Lebens auf den Straßen der Welt zu Hause gewesen, ein Freund der Natur, der vor allem in Italien „auf der Walz" war. Man zählt ihn zu den 14 Nothelfern.
Auf Bildern befindet sich in Begleitung des heiligen Rochus meist ein Hund, ein treuer Begleiter vor allem in den schweren Jahren seines Lebens.
Der heilige Rochus stammt aus Montpellier, wo er wahrscheinlich 1295 geboren wurde. Nach der Legende entdeckten die Eltern bei seiner Geburt ein rotes Kreuz auf seiner Haut, was als ein besonderes Gnadenzeichen gedeutet wurde. Er verlor früh Vater und Mutter. Auf dem Sterbebett mahnte sein Vater ihn, sich vom Glanz dieser Welt nicht blenden zu lassen, und so verschenkte Rochus sein Vermögen an die Armen und Notleidenden. Er nahm den Stab des Pilgers und überquerte die Alpen Richtung Rom. Nachts schlief er in einfachen Hospizen, sein Brot erbettelte er auf der Straße.
Als Rochus in die Lombardei kam, hörte er vom Schwarzen Tod, der Pest, die schon viele Menschen hinweggerafft hatte. Während die Einwohner der Städte flohen, suchte der heilige Rochus die Kranken auf, pflegte sie, gab ihnen Arznei und wusch ihre Wunden. Überall auf dem Weg nach Rom bot er seine Dienste an, hielt Nachtwachen und betete mit den Sterbenden.
Auf der Rückreise erkrankte er in Piacenza selbst an der Pest. Doch niemand kam, um ihm beizustehen. Im Gegenteil: die Stadtbewohner beschimpften ihn und hätten ihn am liebsten aus der Stadt gejagt. Da schlich Sankt Rochus in den Wald, wo er eine abgelegene Hütte fand. Alleingelassen und einsam lag er dort auf einem Bund Stroh und erwartete sein letztes Stündchen. Doch Gott schickte einen Engel, der seine Wunden pflegte, und jeden Tag erschien ein fremder Hund, der ein Stück Brot im Maul trug. Neben der Hütte entsprang eine Quelle, an der der Kranke seinen quälenden Durst stillen konnte.
Der Hund gehörte einem Edelmann. Dieser wunderte sich, weil das Tier täglich zu einer bestimmten Zeit verschwand. Er folgte ihm und fand den Heiligen fiebernd auf seiner Strohschütte. Darauf nahm er den Kranken mit in sein Haus, versorgte und pflegte ihn, bis er wieder gesund war.
Als der heilige Rochus nach langer Pilgerfahrt wieder zu Hause ankam, erkannten die Menschen ihn nicht, so sehr hatte die Seuche ihn entstellt. Da gerade Krieg herrschte und man ihn für einen Spion hielt, warf man ihn ins Gefängnis. Fünf Jahre saß er unschuldig im Kerker. Rochus fühlte sein Ende nahen und bat um seelsorglichen Beistand. Der Priester sah, dass die Zelle, in der Rochus lebte, von strahlendem Licht erfüllt war. Er spendete dem Gefangenen die Sakramente. Darauf eilte er zum Stadtrichter, um zu berichten, was er beobachtet hatte. Als in der Stadt bekannt wurde, was der Priester gesehen hatte, eilte jedermann zum Gefängnis. Sankt Rochus lag tot auf dem Boden ausgestreckt und war umgeben von hellem Glanz. Nun erkannte die Menge, dass ein Unschuldiger im Gefängnis gebüßt hatte. Sie bestatteten seine Leiche mit großer Feierlichkeit in der Kirche. Das geschah im Jahre 1327.
Ein Teil der Reliquien des Heiligen wurde 1485 nach Venedig übertragen. Die Verehrung des heiligen Rochus breitete sich rasch aus, vor allem, seit das Konzil von Konstanz seinen Kult offiziell anerkannt hatte. Es bildeten sich Bruderschaften seines Namens, und zahlreiche Klöster und Kirchen, Spitäler und Kapellen erkoren ihn zu ihrem Schutzpatron. Goethe beschrieb einmal das Wallfahrtsfest auf dem Rochusberg bei Bingen. Die Fürbitte des Heiligen wurde angerufen bei Pest, Cholera, Epidemien, Fußleiden, bei Geschwüren und Knieschmerzen, aber auch bei Tollwut, Viehseuchen und allgemeinem Unglück. Sankt Rochus ist Schutzheiliger der Ärzte, vor allem der Chirurgen, der Apotheker, Bauern, Gefangenen und Totengräber. Sein Fest ist am 16. August.
(H. Multhaupt. in: Der Dom, Nummer 31 5. August 1990, Seite 15)